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Bundesarbeitsgericht · Erfurt

Architektin Gesine Weinmiller, Berlin

Projektbeschreibung

Beurteilung durch die Jury zum Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau

Öffentlich kontrovers diskutierte Entwürfe sind oft die besten. Dies kann auch gelten für den Neubau des Bundesarbeitsgerichtes nach dem Entwurf von Gesine Weinmiller. Eine wichtige öffentliche Bauaufgabe hat hier eine ebenso bestechende wie herausfordernde Lösung gefunden.

Die Grundidee des Entwurfes ist, das Gericht als "Monolith" in einem großen Freiraum zu stellen, es dadurch einerseits als Pendant zur Festung Petersberg zu qualifizieren, andererseits als "Haus" in einem Garten. Die extrem klare Rechteckfigur des Gebäudes lässt dieses selbst auch als "Festung" erscheinen und verleiht damit dem Gebäude jene strenge Aura, welche der Autorität eines Gerichtes angemessen sein dürfte. Es gehört zu den unbedingten Vorzügen des Entwurfes, dass dieser Charakter des Baues auf ganz moderne Weise und unter Verzicht auf jeden vordergründigen Symbolismus erreicht wird.

Andererseits wird eben diese Strenge durch das romantische Element der umgebenden Garten-Natur gebrochen, zumal die gewollte Weiträumigkeit eine freie Annäherung zulässt.
Der Neubau des Bundesarbeitsgerichtes folgt somit jenem Doppelsinn von Abstraktion und Einfühlung, bei dem sich das Repräsentationsbedürfnis des Gerichtes mit der Offenheit zum Büger verbinden kann.
Zu vermerken ist auch, dass die Landschaftsarchitektur ihrer Vermittlungsaufgabe zwischen Bauwerk und Park gut gerecht wird.
Insgesamt also erkennen wir eine eigenwillige, sehr gute städtebauliche Interpretation des Ortes in dieser zentralen Lage und in der Relation vor allem zur alten Zitadelle.

Die innere Organisation des Gebäudes ist sehr klar und zeigt eine große Folgerichtigkeit. Aus dem Gebäudeblock sind zwei Innenhöfe geschnitten- ein Eingangshof, der auf das Betreten des Gerichtes vorbereitet und in den Obergeschossen der Innenhof als Lesehof, um den sich die Bibliothek als "Gedächtnis" des Gerichtes ordnet. Mittels der Höfe wird die gute Belichtung der Räume möglich und eine entsprechende Durchdringung von Innen- und Außenraum. Über das zentrale Foyer sind alle öffentlichen Bereiche des Gerichtes erschlossen.

Die Jury hebt die konsequente gestalterische Durcharbeitung sowohl der Fassade wie des Interieurs hervor. Es gelingt der Autorin sehr gut, den strengen Ductus der Gesamtanlage mit einer subtilen Variation des Materials und der Details zu verbinden. Dies zeigt sich zum Beispiel an der Fassade im Verhältnis der glatten, raffiniert gegliederten Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Beton zu den Füllflächen aus Schiefer und satiniertem Glas, deren Rhythmus wechselt. Hinzu kommt die fast sophistisch zu nennende Anbringung von Texten des Grundgesetzes in Spiegelschrift auf den zufahrbaren Sonnenschutzgläsern der Büros- auf dass die Beamten sich jederzeit daran erinnern.

Der Neubau des Bundesarbeitsgerichtes kann in seiner klaren Tektonik und kompromisslosen Modernität als ein bemerkenswerter Beitrag zur zeitgenössischen Architektur gelesen werden.

Von der Jury wird einstimmig die Vergabe des Thüringer Staatspreises für Architektur und Städtebau an das Büro Gesine Weinmiller Architekten, Berlin, entschieden.

Aufgrund der hohen Aussagekraft der gestalteten Ausstellungstafeln ist vorgesehen, in der Messe Erfurt anlässlich des Thüringer Architektentages und in mehreren Thüringer Städten bzw. in den architekturbezogenen Thüringer Fachhochschulen und Universitäten die Ausstellung nach der Preisübergabe im Oktober nochmals zu präsentieren.

Projektdaten

Adresse

Hugo-Preuß-Platz 1
99084 Erfurt

Planungsbüro

Architektin Gesine Weinmiller, Berlin

Bauherr

Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Staatsbauamt Erfurt

Fertigstellung

September 1999

Preise/Auszeichnungen

Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2000

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 24.11.2020. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro Architektin Gesine Weinmiller, Berlin auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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