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Erweiterung Entwicklungs- und Montagegebäude · Jena

Projektbeschreibung

Im Jahre 2001 veranstaltete die expandierende Fa. Göpel electronic GmbH ein beschränktes gutachterliches Verfahren für den Neubau auf dem bestehenden Firmengelände an der Göschwitzer Strasse in Jena. Das Büro Wurm + Wurm Architekten und Ingenieure wurde dazu eingeladen, da es bereits den Bestandsbau realisierte, der im Jahre 1994 mit dem Thüringer Architekturpreis ausgezeichnet wurde. Das Anforderungsprofil für den Wettbewerb der Bauherrn lautete wie folgt:

- Realisierung eines innovativen und kostengünstigen Firmengebäudes für Entwicklung und Montage „Automatischer optischer Inspektionssysteme für die Elektroindustrie, sowie innovativer Testsysteme für den Automobilbau“ entsprechend der Firmenkultur des Unternehmens
- Schaffung von hellen Arbeitsplätzen und Bewegungsbereichen
- Kühlung aller Geschossebenen
- Interne Verbindung von Bestandsgebäude und Neubau, da der Empfang, Geschäftsleitungs- und Seminarbereich im Altbau verbleiben sollten
- Unterbringung von zusätzlichen 30 PKW-Stellplätzen auf dem Grundstück

Der Siegerentwurf von Wurm+Wurm setzt sich, durch seine gerundete und schwingende Grundform vom bestehenden Gebäude ab, um den Neubau als eigenständigen Baukörper erfahrbar zu machen. Durch die Abdrehung der beiden Gebäude, die über eine Brücke im 1.OG verbunden sind, ergeben sich spannungsvolle Perspektiven und machen Alt- und Neubau zu einem organisch gewachsenen Ganzen. Auch in der Materialität und der Fassadengestaltung wird dieses Konzept weitergeführt, tiefe plastische Fassadeneinschnitte, statt flächiger Bandfenster und eine senkrechte Winkelstehfalzfassadenkonstruktion, statt Holz- und Wellblechverkleidung im Bestandsgebäude. Um die geforderten Stellplätze auf dem Grundstück unterbringen zu können wurde das Gebäude auf Stützen gestellt. Die darunter liegenden Parkplätze sind ca. 1,50m in die Erde versenkt, so dass der 3-geschossige Baukörper des Neubaus in seiner Höhenentwicklung mit dem 2-geschossigen Bestandsbau korrespondiert.
Konsequent wird die Idee von Individualität und Gesamtheit auch im Inneren des Gebäudes weiterentwickelt. Auch hier gibt es keinen rechten Winkel. Jedes Büro hat seine eigene Atmosphäre, welche durch die verschiedenfarbig ausgeführten Bürozwischenwände unterstrichen wird. Im Gegensatz zu monoton aneinandergereihten Zellenbüros, welche durch schlecht belichtete Flure erschlossen werden, präsentiert sich hier ein lichtdurchflutetes Atrium zwischen den Büroebenen 2+3, dass von einem großzügigen Dachoberlicht überspannt wird.
Der Neubau hat mit dem Atrium eine Mitte, ein „Herz“, welches nicht nur reine Bewegungsfläche, sondern auch Kommunikationszone für die Mitarbeiter ist. Die Wände zum Atrium hin sind in geschoßhoher Verglasung ausgeführt. Funktional dienen die Glaswände und das Oberlicht zur zusätzlichen Versorgung der Büros mit Tageslicht.
Zum anderen wird hier der Gedanke weiterentwickelt, dass jeder einzelne Mitarbeiter seine eigene Individualität, sein speziell für ihn gemachten Bereich besitzt. Durch die vielfältigen Sichtbeziehungen in das Herzstück des Gebäudes, dem Atrium und in die anderen Büros, begreift sich jeder als ein Teil des gesamtheitlichen Organismus des Unternehmens, dem er seine Individualität und Kreativität zur Verfügung stellt.

Der Neubau wird sowohl im Innen-, als auch im Außenbereich als ein organisches System begriffen, das vielfältig mit seiner Umwelt in Beziehung tritt und dadurch in der Lage ist flexibel zu reagieren, ohne in die Stupiditdät und Uniformität eines Rasters zu verfallen.

Die Nähe des Grundstückes zur Saale ist energetisch gesehen von großem Nutzen, da die Kühlenergie der Betonkerntemperierung kostenfrei über das Grundwasser zur Verfügung gestellt wird. Das erwärmte Grundwasser wird über einen Schluckbrunnen dem Erdreich wieder vollständig zugeführt.

Der Neubau der Göpel electronic belegt, dass Büros nicht immer alle gleich aussehen müssen, um dem Wunsch der Nutzer nach Flexibilität zu erfüllen. Alle Bürozwischenwände, können neuen Anforderungen entsprechend, beliebig versetzt werden. Auch ist die gesamte Haustechnik sichtbar geführt und kann ebenso schnell und kostengünstig verändert werden.

Projektdaten

Adresse

Göschwitzer Straße 58-60
Jena

Bauherr

öffentlich

Fertigstellung

2003

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Zugeordnete Schlagworte und Sammlungen

Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 29.05.2015. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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