Logo der Architektenkammer Thüringen

Herzogliches Museum Gotha

Arge Herzogliches Museum Gotha: Kummer.Lubk.Partner / thoma architekten, Erfurt

Projektbeschreibung

Im April 1863 gab Herzog Ernst II. von Sachsen, Coburg und Gotha seine Absichten zur Errichtung eines Museums für die Aufstellung der Friedensteinschen Kunstsammlungen zu Protokoll um diese damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Planung und Ausführung legte der Herzog in die Hände des Wiener Architekten Franz von Neumann d. Ä. (1815- 1888).

1879 wurde das Herzogliche Museum in Gotha eröffnet.

Franz von Neumann orientierte sich in seinen Plänen an bestehenden Museumsneubauten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verwirklichte aber gleichzeitig auch eigene Ideen.
Für die Gestaltung der Fassade war wohl Versailles die wichtigste Inspiration.
Das symmetrisch aufgebaute Gebäude wird durch einen überkuppelten Mittelbereich außen und innen zentralisiert. An der Nordseite wendet sich eine säulengeschmückte zweigeschossige Kolonnade dem Schloss Friedenstein zu. Zwei sitzende Löwen an der Freitreppe und zwei allegorische Sandsteinstatuen im Eingangsportal empfangen den Besucher. Auf der Attika befinden sich Figurengruppen, die Kunst und Wissenschaft symbolisieren.
Dieser repräsentative Haupteingang war ursprünglich dem Herzog vorbehalten.
Die pavillonartige Gestaltung der Ecken des Gebäudes betont diesen zentralen Teil des Gebäudes zusätzlich.

Auch im Inneren ist das Museum sehr aufwendig und attraktiv gestaltet.
Das Vestibül im Erdgeschoss ist einer der schönsten Räume. Seine zentrale Lage und die nach vier Richtungen weit geöffneten Portale machen es zur Drehscheibe für den Museumsrundgang. Acht mächtige Säulen säumen die vier Durchgänge. Der Charakter des Raumes, wie alle Räume des Erdgeschosses, wird wesentlich von dem mehrfarbigen Steinmosaik aus kleinen Stücken italienischen Marmors geprägt. Sein achtstrahliges Bild mit dem Blütensymbol im Zentrum zieht die Blicke zum Mittelpunkt des Museums.
Das anschließende repräsentative Treppenhaus vermittelt Weite und Offenheit. Seine Wände werden durch aufgesetzte Säulen durchbrochen. Es verbindet, dem jeweiligen Duktus der drei Etagen folgend, gestalterisch zwischen Obergeschoss und dem Souterrain.
Im Souterrain gibt es eine Reihe kleinteiliger Kabinette. Im Erdgeschoss befinden sich zwei großzügige, von Licht durchflutete Säulenhallen und im Obergeschoss Oberlichtsäle, die wiederum von Kabinetten umgeben sind. Dem zentralen Oktogon ist eine gläserne Kuppel aufgesetzt.

Dem Architekten, Franz von Neumann d. Ä. ist ein Bauwerk gelungen, dass sich in seinem hohen gestalterischen, funktionalen und konstruktiven Anspruch in die Reihe hervorzuhebender Bauwerke seiner Zeit einreiht. Es zählt zu den bedeutendsten Bauwerken im Schaffen dieses Architekten, für das ihm jedoch eine offizielle Anerkennung versagt blieb.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha plante im Zuge einer Neukonzeption der Gothaer Museums-landschaft unter anderem auch die Sanierung des einstigen „Herzoglichen Museums“
zu einem Kunstmuseum.

Unsere ARGE wurde 2010 im Rahmen eines VOF Bewerbungsverfahrens von der Stadt Gotha mit der Planung und Bauleitung beauftragt

Die Grundlage unserer Planung war die weitest gehende Wiederherstellung der bauzeitlichen Fassung des von Neumann geplanten und realisierten Museums. Dieser Prämisse folgend wurde das Gebäude so umgeplant, dass die heutigen baulichen Anforderungen an ein Museum erfüllt werden.

Unsere Planung umfasst „prosaisch formuliert“ die Sicherstellung der Evakuierung nach der Versammlungsstättenverordnung sowie die Brandschutztechnische Ertüchtigung des Gebäudes.
Weiterhin soll sie, neben den nutzerspezifischen und funktionellen Anforderungen des Ausstellungskonzeptes, auch eine barrierefreie Erschließung des Gebäudes gewährleisten.
Im Zusammenhang mit der Präsentation des Kulturgutes wurde die thermische Verbesserung der Gebäudehülle und eine Steuerung des Raumklimas über technische Maßnahmen notwendig.
Diese Forderungen wurden wohl zu den gravierendsten Eingriffe in die Gebäudesubstanz.
Die Leistungen im Bereich der Außenhaut wurden durch den Bauherrn, die Stadt Gotha, direkt geplant und beauftragt.

Einer der wichtigsten Punkt der Planung war die Frage, wie kann das Museum im Brandfall evakuiert werden. Die nach intensiven Diskussionen zwischen den Beteiligten gewählte Lösung war, ein Sicherheitstreppenhaus zu schaffen. Diese Lösung bedingte aus denkmalpflegerischer Sicht, den geringsten Eingriff in die Substanz.
Weiterhin erforderte die Umsetzung der Brandschutzplanung zusätzliche bauliche Maßnahmen. Die Ausbildung von 2 Rauchabschnitten bedingte unter anderem eine Änderung der Türaufschläge in Fluchtrichtung. Damit zusammenhängend wurden die historischen Türen den Ansprüchen des Brandschutzes folgend ertüchtigt und aufgearbeitet.
Alle zusätzlichen, aus der Brandschutzplanung erforderlichen weiteren neuen Türen und Abtrennungen wurden, so sie dem ursprünglichen Raumkonzept entgegenstanden, mit einer hohen Transparenz versehen. Ziel war es Ihre gestaltungsverändernden Auswirkungen auf die Bestandsraume so gering als möglich zu halten.

Das Ausstellungskonzept des Museum sieht vor in allen 3 Vollgeschossen des Gebäudes Ausstellungsflächen anzubieten. Diese Ausstellungsflächen müssen barrierefrei erreichbar sein.
Auf Grund der verschiedenen Höhenniveaus im Souterrain bestanden Probleme für Rollstuhl- und Rollatorfahrer, diese Höhenunterschiede selbstständig zu überwinden. Mit dem Einbau eines Aufzuges im Bereich der ehemaligen Büroräumen neben dem Treppenhaus, sowie der Anordnung von Treppenliften und mobilen Rampen an jedem Niveausprung des Souterrain, wurde dieses Ziel mit den geringsten Eingriffen in die historische Substanz erreicht. Hier war es, im Interesse eines schonenden Umgangs mit der Substanz und eines minimalen Flächenverbrauchs, sehr hilfreich eine enge Zusammenarbeit mit dem Behindertenverband suchen.

Das Ergebnis der in Auftrag gegebenen bauphysikalischen Simulation des Gebäudes machte deutlich, dass die ursprünglichen engen raumklimatischen Vorgaben des Nutzers nicht ohne großen technischen Aufwand und den damit verbundenen Eingriffen in die Substanz einzuhalten sind. Erst die Korrektur dieser klimatischen Vorgaben durch den Nutzer ermöglichte eine denkmalverträgliche klimatische Ertüchtigung des Gebäudes. Dazu wurde, neben der Dämmung der Decke zum Dachgeschoss, eine thermische Ertüchtigung aller Oberlichter vorgenommen. Diese Ertüchtigung der Oberlichter steht auch im Zusammenhang mit den konservatorischen Anforderungen des Ausstellungskonzepts. Mit der Ertüchtigung aller Oberlichter wurde das Einfallen von Tageslicht vermieden und eine Lichtsteuerung der betreffenden Ausstellungsäume erst möglich.
Grundsätzlich zeigte sich mit Hilfe der vorgenommenen bauphysikalischen Simulationen, dass der Bestandsgrundriss des Gebäudes dahingehend sehr belastbar ist.
Ein Anpassen und Halten der Luftfeuchte im Museum erfolgt hauptsächlich über ein Erhöhen oder Absenken der Raumtemperatur. Unterstützend wirkt, um die relative Luftfeuchte konstant zu halten, eine mechanische Lüftung.
Dazu wurden im Souterrain eine Lüftungsanlage sowie ein Kaltwassererzeuger in den Außenanlagen angeordnet.

Das Kunstmuseum präsentiert sich über alle drei Etagen des Gebäudes mit folgender Verteilung der Ausstellungs- und Funktionsflächen seinen Besuchern.
Im Souterrain sind die Ausstellungsflächen für das alte Ägypten, der Antike, Piranesi und die Korkmodelle angesiedelt. Das Erdgeschoss beherbergt, neben der Kasse auch den Museumsshop, die Garderobe und das Oktogon als Treff- und Sammelpunkt, vor allem die Sonderausstellung sowie die Skulpturensammlung. Im Obergeschoss, in den Räumen der Enfilade östlich und westlich des zentralen Kuppelsaales, werden thematisiert Gemälde ausgestellt. Weiterhin dienen die Räume der Seitengallerien (Kabinette) den Ausstellungen zum Thema Japan und China, Porzellan sowie einer weiteren Sonderausstellung.

Vom Grundsatz her war unser Entwurfsansatz alle Ein- und Umbauten mit hohem Substanzverlust und Änderungen der Grundrissstruktur des Gebäudes zu vermeiden. Dort wo sich technische und funktionelle Einbauten nicht vermeiden lassen, wurden diese transparent (wenig auffällig) und temporär (wie eingestellte Möbel) gestaltet.

Am 19. Oktober 2013 konnte das Herzogliche Museum der Öffentlichkeit wider zugängig gemacht werden.

Projektdaten

Adresse

Parkalle 15
99867 Gotha

Planungsbüro

Arge Herzogliches Museum Gotha: Kummer.Lubk.Partner / thoma architekten, Erfurt

Bauherr

Stadt Gotha, vertreten durch das Amt für Grundstücks– und Gebäudemanagement

Fertigstellung

Oktober 2013

An dieser Stelle wird eine Google-Maps-Karte angezeigt, wenn Sie das Speichern der entsprechenden Cookies erlaubt haben. Dies können Sie über die Privatsphäre-Einstellungen jederzeit tun.

Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 13.05.2014. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro Arge Herzogliches Museum Gotha: Kummer.Lubk.Partner / thoma architekten, Erfurt auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

Seite teilen: