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Hochschulzentrum der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ · Weimar

Rittmannsperger + Partner, Erfurt

Projektbeschreibung

Kritik: Hannes Hubrich

Martialische Pauken- und Trompetenklänge erschallen hier nur noch zu künstlerischen Zwecken. Die Verwandlung eines 1854 bis 1859 nach Plänen von C. H. F. Streichhan errichteten Kasernenbaus in ein Hochschulzentrum für Musik findet Anerkennung bei Studenten, Hochschullehrern und ihren Gästen. Hervorragende Unterrichts- und Übungsräume, im wesentlichen für Bläser und Schlagwerker, die Jazzabteilung und den Bereich Musikwissenschaft, bilden die Hauptnutzung des Hauses.

Die strenge Struktur des Kasernenbaus erfuhr dabei eine überzeugend klare Modifizierung. Der Mittelturm, ergänzt lediglich um eine effektvoll von außen angefügte Aufzugsanlage, dient der zentralen Erschließung der Etagen und ermöglicht Informationsflächen, Übungskabinetteund eine Cafeteria im Dachgeschoss. Unter Wahrung des konstruktiven Gefüges bieten die einhüftigen Zwischentrakte nun eine ganze Serie von Räumen für Übung und Einzelunterricht. Jeder Raum ist mit einer inneren Schale aus Gipsfaserplatten und speziellen Absorberflächen aus gewelltem Lochblech und Mineralwolle akustisch isoliert. Textile Vorhänge erlauben zudem eine akustische 'Feineinstellung'. Das Prinzip präziser Raumakustik wirkt so im ganzen Gebäude gestaltprägend. Die gut belichteten Flure sind schlicht gehalten, durch Metallgewände und rot abgesetzte Türnischen jedoch angenehm nuanciert. Dosiert eingesetzt, durchzieht das heller werdende Rot die Geschossebenen bis zum Dach.

Ergänzende Funktionen etwa für Gymnastik und Bewegungstherapie bereichern das Raumprogramm. Im Untergeschoss befindet sich, sorgfältig klimatisiert und brandgesichert, das Hochschularchiv, zugleich Thüringisches Landesmusikarchiv. Computergestützte Gebäudeleittechnik sichert von der Elektroversorgung über Brandschutz und Lautsprechersystem bis zur aufwendigen Schließanlage den Betrieb des Hauses.

Erklimmt man die vier Geschosse der Bibliothek im Westturm, kann man neben musikwissenschaftlichen Büchern eine originelle Stahltreppeund einen herrlichen Blick über die Stadt genießen.

Konstruktiv vorteilhaft gewählt ist die Lage der Säle im Dachraum der Zwischentrakte. Ein Hörsaal mit 99 Plätzen, ein Seminarraum und Probenräume für Orchester und Jazz bieten dort, technisch untersetzt durch Lüftungsrohre, liegende Schallschutzfenster und verstellbare Akustikplatten, eine studioartig 'provisorische ' und zugleich anregende Arbeitsatmosphäre.

Das äußere Bild des wuchtigen Baus ist von spartanischem Reiz, bestimmt durch das helle Grau der Kalksteinquader und die Reihung ziegelüberwölbter Rundbogenfenster. Nur die Öffnung des Haupteingangs und der verglaste Aufzugsturm auf der Rückseite zeigen sich als moderne Elemente, abgesehen von den etwas sperrigen Sonnenschutzlamellen vor den Südfenstern. Öffnet jemand, aller Akustik zum Trotz, die doppelten Fenster, trägt das Klanggewirr übender Musikstudenten eine anheimelnd städtische Atmosphäre in das Gebiet am Horn.

Projektdaten

Adresse

Leibnizallee
Weimar

Planungsbüro

Rittmannsperger + Partner, Erfurt

Bauherr

Freistaat Thüringen, Sondervermögen "WGT-Liegenschaften"/ Geschäftsbesorger: LEG Thüringen mbH

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Zugeordnete Schlagworte und Sammlungen

Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 15.03.2018. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro Rittmannsperger + Partner, Erfurt auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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