Jakobi-Kirche, Einbau Stadtbibliothek Mühlhausen

Die Geschichte der Jakobikirche ist eine Kette ständiger Reparaturen und vielfacher, bis heute fortgesetzter Versuche, seit ihrer Schließung 1831 eine neue angemessene Nutzung zu finden. Die Stadt Mühlhausen entschied sich, die Jakobikirche zur Stadtbibliothek umzunutzen. Mit diesem Gedanken, die Stadtbibliothek als weltlichen Raum im Kirchenraum aufzunehmen, war eine Möglichkeit, den ursprünglichen Charakter des Bauwerkes zu wahren und es als kostbares kulturelles Erbe zu erhalten.
Um den einräumigen Charakter des Kirchenschiffes zu erhalten und ebenfalls in seiner Höhe respektvoll erfahrbar zu lassen, ergab sich für den Entwurf eine gewisse Zwangsläufigkeit - die Bibliothek in ihrer architektonischen Gestalt als hereingesetztes Anderes erkennbar und als räumliches Implantat selbständig erlebbar zu machen. Durch eine offene Staffelung von 3 Ausleihebenen und zwei eigenständigen architektonischen Körpern, die als “Turm-Skulpturen” die neuen Zwecke in sich aufnehmen, konnte unter Würdigung des geschichtlichen Zeugnisses ein lebendiger Umgang mit dem Denkmal erreicht werden.
Die frei im Kirchenraum stehenden Ausleihebenen der Bibliothek sind durch das Anforderungsprogramm mächtig, aber doch zierlich genug, um das Denkmal als noch mächtigeren Raum zu definieren, der das Neue umschließt. Der Umbau der Kirche ist konsequent, weil in ihm das Neue selbstbewußt neben dem Alten steht, weil der Bruch mit der Vergangenheit kenntlich ist und schließlich auch etwas Hoffnung in die Zukunft von leerstehenden Kirchenbauten bleibt.