Lehr- und Versuchanstalt für Gartenbau · Erfurt

Kritik: Norbert Korrek

An der Leipziger Straße, einem traditionsreichen Ort der Gartenbauausbildung in Erfurt, wurde zwischen 1999 und 2001 die landes eigene Lehr und Versuchsanstalt für Gartenbau erweitert. Neben einem sorgfältig sanierten Altbau für Verwaltungszwecke und einer Mensa entstand ein Neubau, der zwei funktionell getrennte Bauwerksteile, ein Wohn-und ein Unterrichtsgebäude, zu vereinen sucht. Das funktionelle Konzept folgt bekannten Mustern: Das Wohnheim mit Mittelgangerschließung und separatem Eingang für 56 Auszubildende schwebt als 2-geschossiger Riegel über einem transparenten Flachbau, der sich nach Westen hin zu einem selbstständigen Baukörper mit Lehrsälen entwickelt. Die hier entstandene, konstruktiv notwendige Fuge zwischen Hochbaukörper und Anbau wird geschickt zur Erschließung der unterschiedlichen Funktionsbereiche im Erdgeschoß genutzt und durch Lichtkuppeln nachgezeichnet. Das Horizontale, durch die Fluchtbalkone und die Verkleidung der Bibliothek zusätzlich akzentuiert, prägt die Erscheinung der Baukörper. Die großformatige Struktur der Betonfertigteile rahmt die geschoßhohen Fensterelemente in ruhiger und ausgewogener Weise. Zu eigenständiger Erscheinung findet vor allem der Lehrsaaltrakt an seiner Westseite. Hier werden die vollverglasten Unterrichtsräume kontrastreich von einem mit dunklen Ethernit-Platten verkleideten Rahmen zusammengefasst. Durch geschickt verteilte Fluchtausgänge erfährt diese Fassade hinter einer regelmäßigen Stützenreihe eine wohltuende, asymmetrische Gliederung. Wenn einmal die intensive Begrünung auf der Dachfläche, die zu Demonstrationszwecken vorgesehen ist, realisiert werden kann, wird vor allem die Westfassade mit ihren hölzernen Stützen vom Planungsansatz der Architekten künden, für den Gartenbau typische, weitestgehend ökologisch verträgliche Materialien mit naturbelassenen Oberflächen zu verwenden.