Logo der Architektenkammer Thüringen

Industriedenkmal Gasmaschinenzentrale · Unterwellenborn

Projektbeschreibung

Sanierung, Einbau Eingangsbereich, Besucherinformation und Sanitärbereiche

Die ehemalige Gasmaschinenzentrale in Unterwellenborn steht auf dem Gelände des Stahlwerkes Maxhütte Unterwellenborn am Nordrand des Thüringer Waldes. Neben der denkmalgerechten Sanierung der Gasmaschinenzentrale erarbeiteten wir ein Konzept , um das Industriedenkmal als imposantes Zeugnis einer Industriearchitektur der zwanziger Jahre für Besucher zugänglich zu machen. Dazu sollte ein neuer Eingangsbereich mit Besucherinformation, ein Verkaufsbereich für Eintrittskarten und Souvenirs sowie ein Sanitärbereich geschaffen werden.

Um den Charakter des Industriegebäudes zu erhalten, blieben die bestehenden Oberflächen und technischen Teile und Ausstattungen weitgehend erhalten. Die notwendigen Einbauten stehen als neue Elemente mit einer sichtbaren Fuge vor den bestehenden Wände. Entsprechend der Geschichte des Ortes sind die Elemente in Stahl ausgeführt.

Das Eingangselement steht als weit sichtbare Scheibe vor der Westfassade. Das Eingangstor, die Beleuchtung und Beschriftung sind bündig in die Beplankung integriert.

Im Eingangsbereich wurden provisorische Einbauten aus den letzten Jahrzehnten entfernt. So entstand ein großzügiger Raum für kleinere Ausstellungen und mit einem beeindruckenden Blick in die große Halle der Gasmaschinenzentrale im 1.Obergeschoß. In einem folgenden Bauabschnitt soll neben dem Eingangsbereich, durch eine Glashülle abgetrennt, ein beheizter Bereich für Garderobe, Ticket- und Souvenirverkauf entstehen.

Die Installationswände im Sanitärbereich der Gasmaschinenzentrale sind entsprechend dem Eingangselement aufgebaut. Sie bestehen aus einer Stahlunterkonstruktion und einer Beplankung aus lackierten Stahlblechtafeln zur Aufnahme von Türen und Sanitär- bzw. Elektroinstallationen und sind vor die verputzten Wände gestellt. Die vorhandenen verputzten Wand- und Deckenoberflächen blieben dabei erhalten. Das Fugenbild der vorgehängten Stahlbleche baut auf einem durchgehenden Proportionsraster auf.

Ein neuer, leuchtend gelber Industriefußboden in dem Sanitärbereich verweist auf die ehemalige Nutzung des Gebäudes und dient optisch als gemeinsame Plattform für die vor die Wände gestellten Stahlelemente.


Industriedenkmal Gasmaschinenzentrale

Kritik: Thomas Freytag

Am Ende des Industriezeitalters ist die Arbeit so selten geworden, dass sie wie in der Dresdener Gläsernen Fabrik schon selbst zum Gegenstand der öffentlichen Präsentation wurde. Natürlich ist der Umgang mit den brachgefallenen Industriebauten immer ein mittelschweres bis großes Problem: dem Wunsch nach Erhalt steht fast immer das vollständige Fehlen von sinnvollen und bezahlbaren Nutzungen entgegen, so dass fast immer abgerissen wird! Dabei wird häufig genug vergessen, dass mit der Beseitigung nicht nur beispielhafte Zeugnisse einer vergangenen Arbeitsumwelt und Industriekultur vernichtet wurden, sondern auch, dass die klassische Moderne ihren Ursprung im Industriebau hatte. Umso erfreulicher ist dann immer die Ausnahme: der Erhalt des, im Fall der Gasmaschinenzentrale inzwischen denkmalgeschützten Gebäudes und seine Umnutzung.

In Unterwellenborn werden nicht mehr alle Flächen für die Produktion benötigt und die für die Stahlerzeugung benötigte Energie wird nicht mehr aus den Abgasen der Hochöfen erzeugt. Die Gasmaschinenzentrale wird nicht mehr gebraucht. Heute ist das Haus für Besucher offen, was neben denkmalgerechter Sanierung auch einige neue Einbauten erforderlich machte: Der Eingangsbereich – markiert mit einer weit sichtbaren Scheibe vor der Westfassade – Besucherinformation mit Verkauf und die nötigen Sanitäreinrichtungen wurden komplett neu gestaltet und auf den Charakter der Industriearchitektur abgestimmt. Die Eingangsmarkierung kann selbstverständlich nicht mit dem Volumen des Hauses konkurrieren, weshalb sich mancher Architekturtourist ob der fehlenden „großen Geste“ fragen wird, was ist hier überhaupt geschehen? Den Architekten ist aber auch dazu noch etwas Intelligentes, Witziges und an anderem Ort zu Besprechendes eingefallen…

Ebenso wichtig wie die neu eingefügten Elemente war das Entfernen provisorischer Einbauten der letzten Jahrzehnte. In einem nächsten Bauabschnitt soll die Infrastruktur für Besucher weiter an die neue Funktion als Technikmuseum angepaßt werden. Viele durchdachte und sorgfältig ausgeführte Details weisen auf das Einfühlungsvermögen des Architektenteams, neue Elemente passen sich an, bleiben aber als neue Einbauten erkennbar.

Nicht nur die spektakulären Architekturgroßtaten (Bahnhöfe, Opern- und Krankenhäuser usw.) sind Indikatoren für BAUKULTUR, sondern auch der feinfühlige Umgang mit dem Vorhandenen mit Sinn und Verstand für den Ort und seine mitunter kuriose Geschichte.

Projektdaten

Adresse

Maxhütte
Unterwellenborn

Bauherr

gewerblich

Fertigstellung

2001

An dieser Stelle wird eine Google-Maps-Karte angezeigt, wenn Sie das Speichern der entsprechenden Cookies erlaubt haben. Dies können Sie über die Privatsphäre-Einstellungen jederzeit tun.

Zugeordnete Schlagworte und Sammlungen

Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 15.03.2018. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

Seite teilen: