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Musikgymnasium Schloss Belvedere Weimar

Architekturbüro Thomas van den Valentyn mit Mohamed Oreyzi, Köln

Projektbeschreibung

Auszug aus dem Juryprotokoll zum Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 1996:

Der Neubau des Musikgymnasiums in Belvedere reflektiert in originärer Weise sowohl die Besonderheit des Ortes wie auch die Einmaligkeit der Aufgabe. Das neue Musikgymnasium enthält in den Obergeschossen Übungsräume für die Schüler und im Untergeschoß einen Konzertsaal, der für Übungszwecke und öffentliche Konzerte genutzt wird und sich mit einem großen Fenster zum Naturraum öffnet. Die herausragende Qualität des Baus liegt darin, daß er einen inspirierenden musikalischen Lebens- und Erlebnisraum bildet und sich modern und selbstbewußt in das historische Ensemble des barocken Schlosses Belvedere und den Naturraum einfügt. Der Neubau historisiert nicht und biedert sich nicht an. Er ist im besten Sinne modern und kann eben daher in einen echten Dialog mit dem historischen Kontext treten.

Die Formensprache ist geprägt von einer vielschichtigen Collage der Bedeutungen und Fiktionen, die z. T. auf das klassische Weimar, z. T. auf das Weimar des Bauhauses verweisen.

Der Grundaufbau erinnert an den klassischen Tempeltypus, der Konzertsaal nimmt die Form eines antiken Stadions an, das im übrigen Innen- und Außenraum verbindet. Über dem Sockel aber erhebt sich eine Hommage an die „weiße Moderne“, ein Zitat vielleicht der Villa Savoy, gemeint wohl dennoch als Referenz an das Bauhaus. Im Erdgeschoß nehmen die Übungsräume die spielerische Form von Bausteinen an. In der Geometrie von Kreuz, Halbkreis usw. sind sie wie zufällig gestreut und erzeugen ein lebendiges Wechselspiel von Innenraum und Zwischenraum, Einblick und Ausblick. Das Holz der Wände weckt in seiner leuchtenden Farbigkeit, die durch den Kontrast mit dem weißen Kubus noch gesteigert wird, die Assoziation an Form und Material der Musikinstrumente.

Die Architektur ist also nicht nur bedeutungsschillernd, scheut sich auch nicht vor grotesken Momenten, sie ist auch eine in besonderer Weise sinnlich aktive Architektur – ein virtuoser Umgang mit Farbe, Form und Raum. Und dies zusammengenommen, bewirkt ihre Ausstrahlung und verleiht dem Musikgymnasium seine außergewöhnliche architektonische Qualität. Angesichts dieser Vielseitigkeit ist es besonders bemerkenswert, wie es dem Architekten gelingt, dem Neubau dennoch eine äußerst prägnante, nahezu zeichenhafte und weithin sichtbare Gesamtfigur zu geben. Diese Klarheit, ja Brillanz der Formulierung hat einen ihrer Gründe darin, daß die Präzision bis in das Detail reicht. Ein für die Musik entscheidendes Faktum ist nachzutragen: Der Konzertsaal verfügt über eine hervorragende Akustik. Die musikalische Spezialschule hat somit einen ebenso funktionsfähigen wie inspirierenden Neubau.

Projektdaten

Adresse

Schloss Belvedere 1
99425 Weimar

Planungsbüro

Architekturbüro Thomas van den Valentyn mit Mohamed Oreyzi, Köln

Bauherr

Deutsche Bank AG

Fertigstellung

August 1996

Preise/Auszeichnungen

Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 1996

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 24.11.2020. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro Architekturbüro Thomas van den Valentyn mit Mohamed Oreyzi, Köln auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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