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„Schulen der Dorferneuerung“

Neues Förderinstrument des TMLNU in Thüringen Service der Architektenkammer Thüringen

Mehr dazu unter www.architekten-thueringen.org / Schulen der Dorferneuerung.

Ansprechpartner in der Architektenkammer Thüringen, GF Michael Beier, Tel.: 0361/210500, beier@architekten-thueringen.org

Die Zukunft des ländlichen Raumes hängt wesentlich vom Erhalt und der Entwicklung seiner Dörfer ab. Die Dorferneuerung hat dabei als wirksames Instrument der Landentwicklung große Bedeutung.

Sie lebt von der Motivation und dem Engagement der Gemeinde und der an dörflicher Entwicklung interessierten Bürger.

Die Landesregierung unterstützt diesen Entwicklungsprozess mit dem „Programm zur Förderung der Dorferneuerung“. Über dieses Programm sind bislang ca. 465 Mio. € in Thüringer Dörfer geflossen, mit denen nahezu 50.000 Maßnahmen gefördert wurden.

Dorferneuerung setzt auf Integration, sie ist zukunftsorientiert und nicht nur an der Erhaltung des Bestehenden interessiert. Neue Zeiten und neue Probleme erfordern auch neue Denk- und Lösungsansätze. So lag der Handlungsschwerpunkt der Dorferneuerung bislang auf der Beseitigung baulich-funktionaler und gestalterischer Mängel in den Dörfern. Die Ansprüche an die Dorferneuerung haben sich jedoch infolge agrarstruktureller, gesellschaftlicher und globaler Veränderungen gewan-delt. Daraus hat sich die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Sichtweise dörflicher und regionaler Lebens- und Entwicklungs-zusammenhänge ergeben, damit unter aktiver Bürgermitwirkung die Zukunft der Dörfer durch selbst gestaltete Vorhaben und Projekte im ländlichen Raum nachhaltig entwickelt werden kann.

Voraussetzung hierfür ist jedoch eine neue Planungskultur, welche insbesondere die intensive Einbeziehung der Bürger und Bürgerinnen in die Planungsüberlegungen zum Inhalt hat.

Nur eine unter breiter Bürgermitwirkung erarbeitete Dorfentwicklungsplanung wird von der Dorfbevölkerung als Gemein-schaftswerk verstanden, anerkannt und in der Umsetzung tatkräftig unterstützt.

Das Erreichen dieses anspruchsvollen Zieles setzt jedoch Wissen und Können bei allen Beteiligten voraus. Deshalb wird den Bürgern Gelegenheit geboten, sich rechtzeitig zum Thema Dorferneuerung als Individuen und als dörfliche Gemeinschaft zu informieren, um so befähigt erfolgreich am Prozess der Dorferneuerung teilzunehmen.

Thüringer Dörfern eröffnet die seit dem 01.01.2002 geltende und entsprechend modifizierte Richtlinie „Förderung der Dorfer-neuerung“ die Möglichkeit, dass nach Anerkennung eines Dorfes als künftiger Förderschwerpunkt sich Bürger und Gemein-de über einen Zeitraum von etwa 1 ½ Jahren über das Instrument Dorferneuerung informieren und schulen lassen können. Einen Einstieg dazu stellen die „Schulen der Dorferneuerung der Architektenkammer Thüringen dar. Diese unterbreiten den Gemeinden Bildungsangebote zur Dorferneuerung und damit im Zusammenhang stehenden Themen.

Dabei geht es zum einen um den Erwerb sogenannter Schlüsselqualifi- kationen wie das Arbeiten in Teams und Arbeitskrei-sen, eine besondere Diskussionskultur und die gemeinsame Suche nach optimalen Lösungen. Zum anderen geht es auch um ein besseren Verhältnis von Planung.

In den Basisseminaren zur Dorferneuerung liegen die Schwerpunkte deshalb zum einen darin, die Bürger und Kommunalpo-litiker durch Information, Motivation und Qualifikation in die Lage zu versetzen, als Multiplikatoren die Entwicklung im ländli-chen Raum eigenverantwortlich und konstruktiv mitzubestimmen und mitzuentwickeln. Zum anderen ist es wichtig, die Bür-gerinnen und Bürger für ihre Heimat zu sensibilisieren und sie für den Dialog mit den Planungsexperten zu schulen.

Parallel dazu wird in diesem Informations-, Beratungs- und Motivationszeitraum mit Unterstützung durch Architekten und Planer der Dorfentwicklungsplan erarbeitet, in dem sich die unter breiter Beteiligung „geschulter“ Bürger entwickelten Ziele, Leitbilder, ganzheitlichen und vernetzten künftigen Vorhaben widerspiegeln sollen.

Gegen Ende der Informations-, Beratungs- und Motivationsphase werden unter Einbindung der Berater und Betreuer die Förderanträge für die konkreten Umsetzungsmaßnahmen entwickelt und beim zuständigen Flurneuordnungsamt eingereicht.

Über einen Kooperationsvertrag hat das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt der Architekten-kammer Thüringen die Vorbereitung und Durchführung von „Schulen der Dorferneuerung“ übertragen.

Anfang Oktober 2002 haben 22 Architekten und Planer die Befähigung erworben, als zertifizierte Referenten „Schulen der Dorferneuerung“ in Thüringen durchzuführen. Sämtliche im Jahr 2002 als Förderschwerpunkte der Dorferneuerung im Zeit-raum 2004 – 2008 anerkannten Dörfer wurden über dieses Bildungsangebot informiert und erste Gemeinden absolvieren seit Anfang November 2002 die „Schulen der Dorferneuerung“. Gegenwärtig handelt es sich zunächst um 2-tägige Basissemina-re, die sich in der Regel von Freitag bis Samstag erstrecken und von zwei Referenten geleitet werden.

Die Seminare werden an einem zentralen Schulungsstandort, dem Zinzendorfhaus in Neudietendorf durchgeführt.

Die den teilnehmenden Dörfern entstehenden Kosten sind förderfähig im Rahmen der Dorferneuerung. Anmeldungen zur Teilnahme an „Schulen der Dorferneuerung“ sind an die Architektenkammer Thüringen zu richten.

Die Flurneuordnungsämter Thüringens als Antrags- und Bewilligungsbehörden für Dorferneuerungsmaßnahmen sind an-gehalten, den Einsatz der Fördermittel verstärkt für Vorhaben zu erreichen, die unter breiter Mitwirkung geschulte Bürger, Gruppen und Interessenvertreter gemeinsam mit dem Planer erarbeitet wurden und zu ganzheitlichen und vernetzten Dorf-entwicklungen führen.

„Schulen der Dorferneuerung“ sollen das dörfliche Bewusstsein stärken, Eigeninitiative und Eigenverantwortung fördern, die spezifischen Chancen und Möglichkeiten vor Ort erkennen helfen und die Umsetzung konkreter und möglichst innovativer Projekte und Vorhaben unterstützen.

Thüringer Dörfern, die vom Förderprogramm Dorferneuerung profitieren und einen über die „Schulen der Dorferneuerung“ vorbereiteten Entwicklungsschub erreichen wollen, ist die Teilnahme an „Schulen der Dorferneuerung“ zu empfehlen. Sie bilden ein Forum für Austausch, Fortbildung und Ideensuche zu verschiedensten Problemen und deren Lösung. Die Schulen erfüllen mit ihrer Informations-, Bildungs- und Motivationsarbeit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, indem sie dazu beitragen, dass Menschen ihre Talente und Fähigkeiten entdecken und diese in den Dienst der Gemeinschaft stellen. So kann aus einem vielfachen „Nebeneinander“ ein Miteinander“ in den Orten und im kommunalen Geschehen werden und aus Zuschauern Mitspieler.

Ich kann den Verantwortlichen in den Dörfern nur empfehlen, diese neue Chance zu nutzen.

Dr. Volker Sklenar
Minister
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt

veröffentlicht am 10.01.2003 von Susann Weber · Rubrik(en): Ländlicher Raum, News, Stiftung Baukultur Thüringen

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