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Gestaltung des Innenraumes der Augustinerkirche in Erfurt

Ergebnis des baulichen Realisierungswettbewerbs

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Perspektive 1. Preis: Schoener und Panzer Architekten BDA, Leipzig, mit Panzer Oberdörfer Architekten, Tübingen, Bild: Schoener und Panzer Architekten BDA, Panzer Oberdörfer Architekten

Für die Gestaltung des Innenraums der Augustinerkirche lobte das Evangelische Augustinerkloster zu Erfurt einen nichtoffenen baulichen Realisierungswettbewerb aus.

Ziel war ein attraktives und ausgewogenes Gestaltungskonzept, das heutigen und künftigen Nutzungsanforderungen gerecht wird und denkmalfachliche, baugeschichtliche Aspekte berücksichtigt.

Am Wettbewerb waren Architekt*innen und Innenarchitekt*innen teilnahmeberechtigt; 17 Teams reichten Entwürfe ein. Die Preissumme betrug 40.000 Euro (netto).

Das Preisgericht unter Vorsitz der Leipziger Architektin Silvia Schellenberg-Thaut kürte den Entwurf von Schoener und Panzer Architekten mit Panzer Oberdörfer Architekten mit dem ersten Preis und würdigte besonders die „variable Nutzung des Kirchenraumes, verbunden mit einer hohen gestalterischen Qualität, überzeugender Materialästhetik und konzeptioneller Klarheit“.

Ergebnis

1. Preis (16.000 Euro):

  • Schoener und Panzer Architekten BDA, Leipzig, mit Panzer Oberdörfer Architekten, Tübingen

zwei 3. Preise (je 8.000 Euro):

  • SERO Architekten Minkus Schröter mit KOLLEKTIV B Keul & Gamböck, Leipzig
  • Klodwig & Partner Architekten, Münster

zwei Anerkennungen (je 4.000 Euro):

  • Schubert + Horst Architekten, Dresden
  • KLP Kummer Lubk Partner Architekten Ingenieure, Erfurt

Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

Hervorzuheben ist, dass in diesem Entwurf auf intelligente Weise sakrale und kirchenmusikalische Nutzung zusammengedacht wurde, verbunden mit einer einfachen, klaren und nachvollziehbaren Gliederung des Raumes. Der Chorraum wird durch Beibehaltung der Chorstufe und Wiederaufnahme des Chorgestühls in seiner Bedeutung unterstrichen. Mit einer Neugestaltung des Chorgestühls wurde zudem die Möglichkeit einer optionalen Nutzung als Raumtrennung zwischen Hauptschiff und Chor angeboten. Der Altar, als leichter Tisch konzipiert, kann in seiner Position dem gottesdienstlichen Gebrauch lokal angepasst werden. Er ordnet sich in seiner zurückhaltenden Form der Hauptattraktion der Kirche, den gotischen Fenstern, unter.
Westseitig ist eine Verbindung der Orgelempore zum Hauptschiff über zentral fest eingeordnete Chorpodeste (Chortreppe) hergestellt. Auf diese Weise wird zum einen die Orgel dem Kirchenraum nähergebracht, zum anderen laden die Stufen zum Sitzen und Betrachten des Raumes ein. Sehr positiv wird bewertet, dass kirchenmusikalische Veranstaltungen ohne größere Montagen und Umbauten stattfinden können. Es erfolgt lediglich ein Drehen der Bestuhlung. Über diese Einbauten kann zum einen der Bedarf an Stauraum gedeckt werden, zum anderen dienen sie als Windfang und als Informationsbereich für die Besucher. Die Dimensionierung der Zugänge zum Kirchenraum erscheint jedoch etwas beengt.
Die Bestuhlung wirkt durch ihre Formensprache geschlossen und kommt – wenn gewollt – der Anmutung von Bänken nahe. Das bringt dem Raum zusätzliche Ruhe. Die neu eingefügte nordseitige Empore löst sich geschickt mit einem Lichtschlitz von der Nordwand. Der im Erdgeschoss entstehende Raum definiert Ausstellungsfläche und Taufkapelle. Er ist mittels variabler, semitransparenter Wandelemente vom Hauptschiff getrennt. Mit diesen und den südseitigen Wandbekleidungen knüpft der Entwurf an die Ausstattung zu Zeiten der Parlamentsnutzung an.
Positiv zu würdigen ist – neben der reichlichen Realisierung der gewünschten Platzzahl – die variable Nutzung des Kirchenraumes verbunden mit einer hohen gestalterischen Qualität, überzeugender Materialästhetik und konzeptioneller Klarheit. Insgesamt ergibt sich ein überzeugender und zeitgemäßer Umgestaltungsvorschlag, der die vielfältigen Anforderungen heutiger und zukünftiger Nutzungen berücksichtigt und gleichwohl auf die historischen Bezüge und Zusammenhänge eingeht.

veröffentlicht am 06.12.2021 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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