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Thüringer Landesgartenschau 2028 in der Orlaregion

Ergebnis des freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerbs

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1. Preis: Station C23_Neustadt an der Orla Blick über die Buteileterrassen, Bild: Station C23

In Vorbereitung der sechsten Landesgartenschau im Jahr 2028 in der Orlaregion lobten die Städte Pößneck, Neustadt an der Orla und Triptis einen nichtoffenen freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerb aus.

Gegenstand war die Freianlagenplanung für die im Nachgang der Landesgartenschau dauerhaft bestehenden Freiflächen. Der Realisierungsteil beinhaltet Dauerkonzept und Ausstellungskonzept für die sechs Hauptstandorte der Gartenschau in den Städten. Der Ideenteil bezieht sich jeweils auf stadträumliche Nachbarbereiche mit Freianlagen und wichtigen Infrastruktureinrichtungen, die aus freiraum- und stadtplanerischer Sicht mit eingeordnet werden sollen, jedoch in ihrer Umsetzung über den Gartenschaurahmen hinausgehen.

Mit dem Wettbewerb sollen ambitionierte und zukunftsweisende Vorschläge für ein identitätsbildendes, harmonisches, modernes und wirtschaftliches Nachnutzungs- und Ausstellungskonzept der Landesgartenschau 2028 in den drei Städten gefunden und formuliert werden.

Der Wettbewerb richtete sich an Landschaftsarchitekt*innen; die Zusammenarbeit mit Architekt*innen oder Stadtplaner*innen wurde empfohlen. Sechs Arbeiten wurden zum Wettbewerb zugelassen; als Preisgeld standen 150.000 Euro (netto) zur Verfügung. Das Preisgericht unter Vorsitz von Landschaftsarchitekt Prof. Gerd Aufmkolk, Nürnberg, zeichnete die Arbeit von Station C23 mit dem ersten Preis aus. Diese besteche „in allen Bereichen mit einem sensiblen Umgang der vorhandenen Strukturen, der Herausarbeitung der Qualitäten der sehr unterschiedlichen Orte und dem Umgang mit der anspruchsvollen Topografie“, so das Juryurteil. Die Arbeit stelle einen wertvollen Beitrag für die Identitätsstiftung der drei Standorte dar und biete auf dieser Grundlage die Möglichkeit für eine nachhaltige und innovative Gartenschau.

Ergebnis

1. Preis (56.000 Euro):

  • Rudolph Langner – Station C23 – Architekten und Landschaftsarchitekten PartG mbB, Leipzig

3. Preis (je 32.000 Euro):

  • geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
  • Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin

Anerkennungen (je 15.000 Euro):

  • ANNABAU Architektur und Landschaft, Berlin
  • RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn

Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

Die Verfasser entwickeln entlang des Wasserlaufs der drei Standorte Pößneck, Neustadt an der Orla und Triptis ein Konzept, das die Grundstrukturen des Landschaftsraumes und der drei Städte aufnimmt, aber für jeden Standort ein eigenes Thema entwickelt. In Pößneck entstehen aufgrund der Topografie die Terrassengärten, in Neustadt wird das grüne Rückgrat der Stadt als Gartenpromenade inszeniert und am Ursprung der Orla entsteht die Wasserlandschaft Triptis. Dabei werden auf Grundlage einer klaren und konsequenten Form- und Gestaltungssprache die individuellen Qualitäten der sehr unterschiedlichen Orte herausgearbeitet und gestärkt.

Lederwerke Pößneck:
Die Hangsituation an der Saalfelder Straße wird herausgearbeitet und mit Wein bepflanzt, was positiv gewürdigt wird. Eine geschickt gesetzte Rampenanlage erschließt die oberhalb gelegene Fläche um das alte Heizhaus, der eine nach Süden orientierte Terrasse vorgelagert ist. Der sich anschließende nördliche Baumbestand wird erhalten und mit wenigen, aber ausreichenden zusätzlichen Spiel- und Freizeitangeboten ergänzt. An der Lederfabrik entsteht eine neue Terrasse, die den vorhandenen Höhenunterschied geschickt nutzt und so eine hohe Aufenthaltsqualität erzeugt. Der Städtebau im Ideenteil unterstützt die räumlichen Bezüge und Qualitäten. Die Arbeit überzeugt hier auch mit der intensiven Auseinandersetzung und dem Umgang mit der anspruchsvollen Topografie, die zu einer sehr gelungenen Abfolge von Räumen, Wegen und Nutzungen beiträgt.

Streichgarnareal und Rosenberg-Park:
Der Rosenbergpark wird mit einem neuen Weg im Süden erschlossen, der weiter in den Streichgarn führt. Die Grundstrukturen werden belassen und sinnvoll ergänzt, die neue fußläufige Erschließung im Süden wird positiv gewürdigt. Der Parkplatz wird pragmatisch und extensiv gestaltet, sodass auch andere Interimsnutzungen möglich sind.

Gartenschaukonzept Pößneck:
Das Gartenschaukonzept in Pößneck überzeugt durch die geschickte Anordnung der Flächen z.B. im Bereich der Gastronomie und die Erschließung der Ausstellungsflächen.

Gartenpromenade Neustadt an der Orla:
Buteilepark:
Die behindertengerechte Erschließung über eine Rampenanlage mit Aufweitungen und Terrassen ist sehr gut gelöst und bietet qualitätsvolle Aufenthaltsflächen für die Daueranlage. Allerdings erscheinen die Flächen teilweise überdimensioniert. Auch der Umgriff um die Halle ist gut gelöst, die Anordnung der Veranstaltungs- und Spielflächen ist nachvollziehbar und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität. Die geöffnete Buteile fügt sich harmonisch in die Gesamtkonzeption ein. Kritisch wird die Anordnung und Anzahl der Stellplätze für PKW an der Westseite gesehen sowie die zu gering dimensionierte Erschließungsfläche für die Andienung der Halle.

Rosengarten und Stadtpark, Volkshauspark:
Der Rosen- und Stadtgarten wird in den Strukturen beibehalten. Zusätzliche Ausstattungen und Ergänzungen sind nicht vorgesehen, was durchaus möglich gewesen wäre. Die Promenade des Volkshausparks wird herausgearbeitet und mit einer Terrasse gestärkt. Eine behutsam eingefügte Wegeführung führt zum neuen Café, das sich geschickt in die Baulücke einfügt. Die vorgeschlagene Lösung für den Busbahnhof stellt leider keine Verbesserung der Bestandssituation dar, es sind lediglich 4 Haltestellen vorgesehen.

Wasserlandschaft Triptis:
Der Trainingsplatz an der Orla wird sinnvoll mit zusätzlichen Sportmöglichkeiten und einer kleinen Tribüne ergänzt. Das neue Vereinsheim ist richtig an der Zufahrtsstraße positioniert. Die extensive und behutsame Gestaltung des Umfeldes des Stausees wird positiv gewürdigt.

Schlosspark:
Die vorhandene Mittelachse wird belassen, der Park mit einer neuen geschwungenen Wegeführung ergänzt. Der Haupteingang zum Park wird völlig neu gestaltet und ist mit der vorgeschlagenen Idee einer Terrasse sehr gut umgesetzt. Die neuen Spielmöglichkeiten fügen sich harmonisch in den Park ein, auch der neue Wasserspielplatz am Graben ist gut gelöst.

Ausstellungskonzept:
Die etwas schematische Bepflanzung mit Bändern wird kritisch gesehen.

Fazit:
Die Arbeit besticht in allen Bereichen mit einem sensiblen Umgang der vorhandenen Strukturen, der Herausarbeitung der Qualitäten der sehr unterschiedlichen Orte und dem Umgang mit der anspruchsvollen Topografie. Die Arbeit stellt daher einen wertvollen Beitrag für die Identitätsstiftung der 3 Standorte dar und bietet auf dieser Grundlage die Möglichkeit für eine nachhaltige und innovative Gartenschau Orlaregion 2028.

veröffentlicht am 29.01.2024 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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