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„Wir brauchen eine starke Basis!“

Vertreterversammlung diskutierte programmatische Ausrichtung

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Vertreterinnen und Vertreter im Haus Dacheröden in Erfurt, Bild: AKT

Nachdem sich die Vertreterversammlung im Juni dieses Jahres konstituierte, startete sie am 15. November unter der Sitzungsleitung des neuen Präsidenten Dr. Hans-Gerd Schmidt in ihre neue Amtszeit.

Im Haus Dacheröden in Erfurt stand neben der Wahl der Ausschüsse, deren Ergebnis sie nebenstehendem Artikel entnehmen können, insbesondere die Ausrichtung von Berufspolitik und Kammerarbeit für die neue Legislatur im Fokus.

In seiner Rede stellte Dr. Hans-Gerd Schmidt sechs Thesen als Diskussionsangebot vor und zeigte mögliche Perspektiven auf. Die Thesen im Einzelnen:

These 1: Eine starke Mitgliederbasis ist eine wesentliche Voraussetzung für eine starke Wahrnehmung der Kammer in der Öffentlichkeit. Sie fördert die Glaubwürdigkeit der Kammer in der Vermittlung berufspolitischer Belange.

Dr. Schmidt bemerkte zunächst, dass die Wahrnehmung der Kammer in der Fläche verbesserungswürdig sei, dass die Identifikation in Teilen fehle und der Informationsfluss von der Basis an den Vorstand nur rudimentär erfolge. Umgekehrt fehlten Multiplikatoren vor Ort und es mangele an einem „Wir-Gefühl“. Zur Verbesserung schlug er vor, die Vertreterversammlung als Schnittstelle zwischen dem einzelnen Mitglied in der Region und dem Vorstand stärker in die Pflicht zu nehmen. Es sei zu diskutieren, wie die Kammer stärker vor Ort wahrgenommen werden könne und wie sich Meinungsbilder der Mitglieder besser in der Kammerarbeit abbilden ließen. Ziel müsse ein Schulterschluss sein, wie er beispielsweise zur Einhaltung der HOAI unabdingbar sei.

These 2: Ein exzellenter Mitgliederservice macht Kammer attraktiv für (Neu-)Mitglieder.

Der Präsident betonte, dass ein Konzept zur Mitgliedergewinnung benötigt werde, um den Mitgliederbestand langfristig zu sichern. Es gelte, die Attraktivität der Kammer für Absolventen und angestellte Architekten stärker herauszustellen, den Mitgliederservice den heterogenen Bedürfnissen aller Mitglieder anzupassen. Als erste bereits umgesetzte Maßnahme führte er das „Thüringer Architektenhandbuch digital“ auf. Zu prüfen und zu optimieren seien zudem sowohl Umfang und Inhalt von Beratungsangeboten und Inhouse-Seminaren für Mitglieder als auch sämtliche Angebote der privaten und öffentlichen Bauherrenberatung. Konkret nannte er hier die Neuauflage des VOF-RPW-Leitfadens, das Angebot von VOF-RPW-Seminaren, die Neuauflage des Bauherrenratgebers in Kooperation mit Netzwerkpartnern, die Bauherrenberatung auf Messen sowie neue Bauherrenseminare in Kooperation mit Banken und/oder Bausparkassen.

These 3: Die Landtagswahl 2014 ist der Auftakt einer politischen Kommunikation, die es zu verstetigen gilt.

Dass Wahlprüfsteine eine Art Türöffner sein können, zeigt die Erfahrung aus der letzten Legislatur, als wichtige Anregungen der Kammer in den Koalitionsvertrag einfließen konnten. Dr. Schmidt regte daher an, politische Forderungen erneut im Rahmen von Wahlprüfsteinen offensiv zu formulieren und die politische Kommunikation auch nach der Wahl konsequent fortzuführen. Der Vorstand einigte sich bereits darauf, auf den traditionellen Neujahrsempfang in diesem Jahr zugunsten eines politischen Kammerfests im Frühsommer zu verzichten.

These 4: Eine Novelle des Thüringer Architekten- und Ingenieurkammergesetzes (ThürAIKG) ist proaktiv durch die Kammer zu initiieren.

Der Präsident bemängelte, dass das ThürAIKG nicht mehr den aktuellen Erfordernissen des Berufsstandes entspreche und einer Modernisierung bedürfe: „Als eine wichtige Änderung wird die Erweiterung des gesetzlichen Auftrages der Kammer hinsichtlich eines Rügerechtes bei Vergaben zu erwirken sein“, sagte Dr. Schmidt. Zudem gelte es, die im Gesetz formulierten Berufsaufgaben der Berufspraxis anzupassen.

These 5: Zur Wahrung der beruflichen Belange gehört es auch, zukünftige Berufsfelder in den Fokus zu rücken.

Generalist oder Spezialist? Die Diskussion um das Selbstverständnis des Berufsstandes wurde zuletzt durch die geplanten Expertenlisten bei der dena neu entfacht. Einige Kammern führen den „Facharchitekten“ ein. Der Präsident informierte in diesem Zusammenhang über die Neugründung eines Instituts für experimentelle Architektur (bauhaus.ifex) in Weimar sowie über die laufenden Gespräche mit den Dekanen der Architekturfakultäten von FH Erfurt und Bauhaus-Universität zu aktuellen und geplanten Studienangeboten. Er stellte die Frage in den Raum, ob die Berufskollegen noch zeitgemäß  aufgestellt seien, um nicht nur traditionellen, sondern auch zukünftigen Aufgaben gerecht zu werden.

These 6: Überschaubare finanzielle und personelle Ressourcen erfordern eine stärkere Vernetzung mit Partnern gleichgelagerter Interessen.

Der Präsident plädierte abschließend für die fortschreitende Förderung der Baukultur, die für die Wahrnehmung des Berufsstandes, aber auch zur Sicherung des Standortfaktors Thüringen von großer Bedeutung sei. Aktuell bemühten sich unterschiedliche Partner um die Platzierung der Thematik mit ganz unterschiedlicher Wirksamkeit und unterschiedlichen Ressourcen. Die zentrale Frage sei, wie Interessen gebündelt, Synergien erzeugt und Parallelwelten vermieden werden könnten. Dazu gehöre auch, Finanzierungsmodell und Programm der Stiftung Baukultur Thüringen neu zu denken.

Schlussfolgerungen und erste Schritte in 2014

Die Thesen des Präsidenten stießen auf breiten Widerhall. Angesichts der Fülle und Komplexität beschlossen die Vertreter, einzelne Themen schwerpunktmäßig in den kommenden Versammlungen aufzugreifen. Die Aspekte Mitgliedergewinnung/-bindung sowie Selbstverständnis/Berufsbild werden dabei den Anfang machen. Möglichst schnell in Gang kommen soll zuvor der Dialog zwischen Vorstand, Vertreterversammlung und Mitgliedern. Zum einen wurde entschieden, dass Geschäftsstelle und Vorstand organisierte Vorträge zu den genannten Themenschwerpunkten in den Kammergruppen vor Ort anbieten, um die Diskussion inhaltlich zu vertiefen. Zum anderen wird aktuell ein Fragebogen vorbereitet, der über die Kammergruppenvorsitzenden an die Mitglieder gehen soll. Er soll prüfen, inwieweit der Mitgliederservice verbessert werden kann, welche Kammerangebote gut sind, welche weniger gebraucht werden und was vermisst wird. Im Zentrum aber steht die Frage, wie es besser gelingen kann, ins Gespräch zu kommen und miteinander zu kooperieren, um letztlich voneinander zu profitieren.

Die Diskussion ist eröffnet.

Die Vertreterversammlung beschloss:

  • die Beitragssatzung,
  • den Haushaltsplan 2014,
  • die Haushaltsprüfung 2013 sowie
  • die Wahl der Rechnungsprüfer.

gp/br

veröffentlicht am 17.12.2013 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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